Hinaus aufs Land?

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#HinausaufsLand schreibt der Spiegel am 03.04.2021 wie auch schon in dieser Woche ähnlich lautend das ZDF in einer Reportage zum gleichen Thema. Und weiter: "Immer mehr Großstädter ziehen aufs Dorf, sich Hipster und Kreative. Sie suchen Natur und Gemeinschaft, bringen Ideen mit und nutzen Leerstand. Manche Region könnte das retten."

Auch wenn ich mich grundsätzlich immer freue, wenn dann als Belegexemplare dieser Thesen Brandenburger Beispiele Coconat GutPrädikow BlaueBlume, vor allem und auch, weil ich Fan dieser Entwicklungen bin, möchte ich gerne die Debatte dazu ergänzen...

Berlin ist nicht überall

Mich wundert es nicht, dass gerade das Berliner Umland solche Orte hervorbringt, denn einerseits ist es #Quellmarkt für Ideenbringer:innen, Gravitationskraft und Sprungbrett für Akteure aller Art ins Umland und gleichzeitig aber auch Zielgruppenwohnort von Konsument:innen für Retreats, Coworking und Co.

Sondersituation Berlin und Ostdeutschland

Noch vor historisch gesehen wenigen Jahren war Berlin nicht mehr als "arm, aber sexy" und kämpfte selbst mit Abwanderung. Dass sich das ins Gegenteil verkehrte, hat verschiedene Ursachen, aber der Boom einer der großen europäischen Hauptstädte schlägt sich nunmal ins Umland nieder. Das haben andere Metropolräume teilweise schon längst hinter sich bzw. ist dort das Gefälle nicht mehr ganz so stark ausgeprägt (einen Ort mit einer Struktur wie #Wittenberge wird man halt im Umkreis von einer Stunde um München nicht mehr finden.)

Die Stabilisierung ländlicher Räume ist mehr als die Belebung von Special Interest Immobilien

Hier ein Gutshaus, dort ein Wohnblock, da sind ehemalige Industriefläche. Oftmals gründen sich Communities in Leerständen, die schwer zu reinen Wohnzwecken genutzt werden können. Nicht selten kommt es deshalb zur Übernahme durch Gruppen und/oder einem wirtschaftlichen Betrieb in kreativ+künstlerischen, sozialen und gastgewerblichen Bereichen. Das ist wunderbar und kann zur #Seedbomb für eine ganze Region werden (siehe Coconat): aber um nachhaltig einen Ort zu beleben und sich wirklich gegen demografischen Wandel, Leerstand, Abwanderung, fehlende Infrastruktur etc. zu stemmen, braucht es einen Schulterschluss aller Beteiligten.

Warum ist das meines Erachtens wichtig? In Berlin und Brandenburg läuft es normalerweise prächtig und ich bin mir sicher, dass es nach der Corona-Krise auch schnell wieder besser wird in dem hier angesprochenen Segment. Kaum eine Woche vergeht, in der wir und ich nicht von einem neuen Projekt erfahren, Investoren mit guten Ideen anfragen und uns langsam die Flächen ausgehen bzw. Preise ausgerufen werden, die vielfach für Kreative auch im Umland nicht mehr zu realisieren sind.

Ich würde mich aber dennoch freuen, wenn wir diese neuen Orte nicht als Endpunkte einer Entwicklung sehen, sondern als #Ausgangspunkt einer #Debatte über die Raumstruktur in Deutschland und deren Entwicklungsmöglichkeiten gerade in der #PostCoronaZeit. Und dafür braucht es massive Investitionen in #Digitalisierung #Infrastruktur #Bildung #Gesundheit usw. Und eine journalistische und wissenschaftliche Begleitung, die Phänomene nicht nur beschreibt, sondern daraus auch Ableitungen von allgemeiner Gültigkeit versucht.

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